Ernst Nolte ist gestorben.
Von den Toten soll man gut reden oder dort, wo dies nicht möglich ist wenigstens respektvoll schweigen. Was allerdings vollkommen unakzeptabel, ja geradezu skandalös ist, sind Artikel wie der Nachruf auf Nolte von Lorenz Jäger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Während mit viel Empathie Noltes Lebensweg nachgezeichnet wird, wird seine höchst zweifelhafte Rolle im Historikerstreit nur in einem Nebensatz erwähnt, und seine jahrzehntelangen publizistischen Aktivitäten im neu-braunen Umfeld (Holocaustrelativierung, Verteidigung von Volksverhetzung und vieles mehr) als “Ungeschick” verharmlost – nicht ohne pauschal und anonym denjenigen, die wie Jürgen Habermas Nolte damals ein paar unbequeme Wahrheiten gesagt haben, “harte Angriffe” auf den Geschichtsrevisionisten zu bescheinigen, die Mitschuld an dessen Isolation (“Der Arme!” soll der uninformierte Leser wohl denken) hätten.
Vom Kapp-Putsch, der dem kommunistischen Umsturzversuch vorherging, von den zahlreichen politischen Morden der extremen Rechten nach Ende des 1. Weltkriegs, von der politischen Einäuigkeit der Justiz und politischen Institutionen zu jener Zeit hat Herr Jäger offenbar noch nie gehört, und zu schreiben dass Nolte derjenige gewesen wäre, der als Erster(!) ”den zeitlichen Vorrang der bolschewistischen Klassen-Vernichtungspolitik vor dem Holocaust” behauptet hätte, ist natürlich blanker Unsinn. Es genügte auch vorher schon ein simpler Blick in die Geschichtsbücher, um das zu wissen. Die Angriffe auf Nolte hatten einen anderen Grund, den Herr Jäger verschweigt. Oder schreibt er gar, was er schreibt wider besseres Wissen?
Offenbar hat Herr Jäger bis heute nicht verstanden, um was es bei dem Historikerstreit ging, und warum die Reaktionen auf Noltes geschichtsrevisionistische Thesen, die die Vernichtungsmaschinerie als simple Reaktion auf bolschewistische Verbrechen (und damit zumindest teilweise entschuldbar) darstellte, so heftig waren wie es dann der Fall war.
Ein Nachruf auf einen der übelsten Geschichtsrevisionisten der Nachkriegszeit, der seinerseits Legendenbildung betreibt und versucht, die Leser in plumper Form zu manipulieren oder bewusst falsch zu informieren – das ist nicht der Qualitätsjournalismus, den ich von der FAZ erwarte!
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